Der Fraktionsvorsitzende kritisierte den Kurswechsel der FDP kurz vor der Berlin-Wahl als Populismus, bei dem es nur darum gegangen sei, um jeden Preis Stimmen abzugreifen. Darüber, dass diese Europa-Skepsis nicht gefruchtet habe, sei er sehr froh, so Steinmeier.
Er sieht die SPD wieder als Regierungspartei und freue sich, dass immer mehr Menschen das auch so wahrnähmen und sich offenbar daran erinnern, dass es ihnen besser ging, als die Sozialdemokraten regierten.
Zu den Beratungen im Haushaltsausschuss sagte Steinmeier, dass die Schwierigkeit darin liege, zu gewährleisten, dass die nun zu verhandelnden Instrumente zwar funktionieren müssten, aber zugleich nicht das Haushaltsrecht des Parlaments ausgehebelt werde. Er sieht aber die Beratungen auf dem richtigen Weg.
Auf die Frage, wie er die Herabstufung Italiens durch die Ratingagentur S&P bewerte, antwortete Steinmeier, dass das Land nun seine „Hausaufgaben erledigen“ müsse und in der Verantwortung sei. Es habe offenbar Zweifel gegeben, weil Italien angekündigte Maßnahmen zunächst nicht umsetzen wollte.
Schließlich sagte Steinmeier, dass seine Fraktion dem Papst als Gast im Deutschen Bundestag Respekt entgegenbringe. Sollte es einzelne Abgeordnete geben, die aufgrund einer persönlichen Haltung der Rede fernbleiben wollten, so sei das deren persönliche Entscheidung. Das sei aber kein Problem.
Zuvor hatte Thomas Oppermann, Erster parlamentarischer Geschäftsführer der Fraktion, gesagt, dass die SPD-Fraktion "unabhängig davon, welche Mehrheiten die Kanzlerin noch hat, bei wichtigen Entscheidungen zur Stabilisierung des Euro ihre Verantwortung wahrnehmen und weiterhin seriös zum Wohl Deutschlands und Europas entscheiden wird". Regierungsverantwortung werde die SPD aber erst nach Neuwahlen übernehmen können.
Oppermann schloss ein Eintreten der SPD in die Regierung Merkel "auch für wenige Monate" aus. "Die vormalige Wunschkoalition aus Union und FDP muss die Suppe, die sie sich selbst eingebrockt hat, bis zum bitteren Ende auslöffeln."
"Mir fehlen die Worte" - so beurteilt Frank-Walter Steinmeier die Arbeit der Regierungskoalition. Überhaupt sei er fassungslos, wenn er morgens die Zeitung aufschlage und sehe, worüber sich Schwarz-Gelb nun wieder streite.