Es ist erfreulich, dass die Drogenbeauftragte der schwarz-gelben Bundesregierung dieses Jahr nun erstmals einen Drogen- und Suchtbericht vorgestellt hat. Im vergangenen Jahr wollte sie diesen nicht vorlegen - ein erstmaliger und unverantwortlicher Vorgang.
Der Drogen- und Suchtbericht 2011 verweist bei den positiven Entwicklungen auf Zeiträume, die in erster Linie Aktivitäten der rot-grünen Bundesregierung und der Großen Koalition betreffen. Die schwarz-gelbe Bundesregierung hat in der Drogen- und Suchtpolitik bisher nichts vorzuweisen. Sie glänzt in nahezu allen Themenbereichen, sei es im Bereich der Alkohol- und Nikotinsucht oder bei den illegalen Drogen, mit Untätigkeit. Über Strategien der Bundesregierung im Kampf gegen Drogen und für eine verbesserte Versorgung von Abhängigen ist dem Bundestag nichts bekannt - von konkreten Anträgen, Programmen oder gar Gesetzesinitiativen ganz zu schweigen.
Diesen Missstand kann auch die Drogenbeauftragte der Bundesregierung nicht kaschieren. Der Drogen- und Suchtbericht 2011 ist vorwiegend deskriptiv, verweist auf bestehende Projekte der Vorgänger-Regierung und listet die Treffen von Frau Dyckmans mit Amtskolleginnen und -kollegen auf. Zu konkreten Forderungen, Zielen und Maßnahmen für eine verbesserte Prävention liest man hingegen kaum etwas. Dabei könnte Frau Dyckmans auf die Vorarbeit ihrer engagierten Vorgängerin Sabine Bätzing (SPD) zurückgreifen, wie die vom Suchtrat befürworteten Nationalen Aktionsprogramme zur Tabak- und Alkoholprävention.
Bei neuen Suchtformen wie der Computer- und Onlinesucht verweist die Drogenbeauftragte der Bundesregierung lediglich auf Studien. Auch der dramatische Anstieg bei den erstauffälligen Konsumenten harter Drogen, wie zum Beispiel beim kristallinem Methamphetamin (plus 76 Prozent) und Crack (plus 72 Prozent), führt bei der Drogenbeauftragten offenbar nicht dazu, konkretere Maßnahmen ins Auge zu fassen. Die bislang höchsten Steigerungsraten beim sichergestellten kristallinem Methamphetamin ("Crystal"), dessen Konsum für Abhängige besonders dramatische gesundheitliche Auswirkungen bedeutet, können nicht einfach nur hingenommen werden. Mit Workshops kommt man dieser "Trenddroge" nicht bei.
Der Drogen- und Suchtbericht dokumentiert das Problem der Drogenbeauftragten mit FDP-Parteibuch auch beim Thema Glücksspielsucht. Hier wollte sie politisch erstmals mehr wagen und wurde prompt vom damaligen Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler zurückgepfiffen - wenn es um die Profite der Glücksspielwirtschaft geht, hört für die FDP der Spaß auf. Wahrscheinlich hat Herr Rösler der Drogenbeauftragten empfohlen, stattdessen lieber noch einen Workshop zu veranstalten. Der Drogen- und Suchtbericht 2011 zeigt leider, dass Frau Dyckmans so konzeptlos ist wie die gesamte Regierung.