Herr Steinmeier, das Jahr ist noch jung, deshalb am Anfang eine Probe auf Ihre Prognosekraft. Wer und warum überlebt das Jahr. 1.Frage: Schwarz-Gelb, weil die SPD erst 2013 einen Kanzlerkandidaten aufstellen will?
Ich hoffe nicht! Das ehemalige Traumpaar ist im fortgeschrittenen Zerrüttungszustand. So geht nichts vorwärts und das schadet unserem Land.
Nächste Frage: Jogi Löw als Bundestrainer, weil wir Europameister werden?
Ich würde mich riesig freuen, wenn wir Europameister werden würden. Aber Jogi Löw mit seinen Jungs hat eine solch fantastische Serie hingelegt, dass sein Schicksal davon nicht abhängen wird.
Der Euro, weil alles andere noch teurer würde?
Der Euro wird bleiben und die Rückkehr in nationale Währungen wäre eine Dummheit und sicher teurer als alles, was wir jetzt tun müssen.
Thilo Sarrazin als SPD-Mitglied, auch wenn er im Sommer ein neues Buch über den Euro veröffentlicht?
Das kann die SPD aushalten. Und das wird sie.
Angela Merkel als Kanzlerin, weil in der höchsten Not die SPD bereitsteht?
Die SPD ist kein Ersatzspieler für eine FDP, die in der Koalition nicht funktioniert.
Generalsekretärin Nahles, weil eine junge Frau zwischen lauter weißhaarigen Best-Agern benötigt wird?
Nicht nur, weil sie eine junge Frau ist! Frau Nahles hat der SPD gerade einen hervorragenden Parteitag organisiert und ist im Amt bestätigt worden. Im Übrigen sehe ich im Parteivorstand kein Übergewicht weißhaariger Männer, allenfalls sind einzelne Weißhaarige übergewichtig.
Christian Wulff als Bundespräsident, weil der SPD kein besserer einfällt?
Nein, weil er sich entschieden hat, im Amt zu bleiben und Kanzlerin und Koalition ihn trotz Gegrummel in den eigenen Reihen dort halten wollen. Ob er so noch die notwendige Unabhängigkeit hat, die er braucht, um Gesetze derselben Regierungsmehrheit kritisch und objektiv zu prüfen, steht auf einem anderen Blatt. Da sind Zweifel angebracht.
Lassen Sie uns beim Thema Wulff bleiben: Der Präsident hat vor Mitarbeitern jüngst die Hoffnung geäußert, dass dieses Stahlgewitter bald vorbei und die ganze Affäre in einem Jahr vergessen sein werde. Wird es so kommen?
Christian Wulff kann sich nicht selbst freisprechen. Allein der Stand der Aufklärung entscheidet über das Ende der Debatte. Und da hat Christian Wulff noch einiges zu tun.
Die Debatte verliert sich im Kleinklein der Kredite und Urlaubsreisen. Lautet die entscheidende Frage nicht, ob ein Ministerpräsident einen anonymen Barscheck über 500 000 Euro annehmen und damit für den Kauf eines Hauses bezahlen darf?
Sie haben recht. Es ist schon sehr merkwürdig, dass ein Ministerpräsident einen anonymen Scheck zur Finanzierung seines Hauses einsetzt. Dies ist bisher weder erklärt noch aufgeklärt und ist jetzt der größte Nachteil für den Bundespräsidenten selbst. Denn anonyme Schecks verhindern dem Scheckempfänger die Nachweismöglichkeit, woher das Geld genau kam. Da entsteht fast zwangsläufig der Verdacht, dass irgendetwas verschleiert werden sollte.
Diesen Verdacht muss man als Politiker unbedingt vermeiden. Anonyme Schecks und dann in dieser Größenordnung, das geht nicht für einen Politiker!
Wie sollte der Bundespräsident jetzt für Aufklärung sorgen?
Er muss endlich ernsthaft und transparent für Aufklärung sorgen. Und dazu gehört auch, dass er das Ehepaar Geerkens bittet offenzulegen, woher die halbe Million Euro stammt.