BILD: Die SPD hat im Saarland deutlich zugelegt, für NRW und Schleswig-Holstein sagen die Umfragen rot-grüne Mehrheiten voraus. Ist Schwarz-Gelb am Ende?

Frank-Walter Steinmeier: „Für Frau Merkel wird es eng. Ihre Mehrheit wackelt. Der tägliche Streit in der Koalition führt dazu, dass eine schwarz-gelbe Regierung nach der anderen in den Ländern abgewählt wird. Rot-Grün wird Schwarz-Gelb im Norden stürzen und einen satten Sieg in NRW einfahren. Ob Frau Merkel den Mut von Gerhard Schröder hat, die Wähler dann auch über ihr Schicksal entscheiden zu lassen, daran habe ich allerdings Zweifel.“

BILD: Wäre die SPD in der Lage, sofort nach der NRW-Wahl einen Kanzlerkandidaten zu präsentieren?

Steinmeier: „Wenn es zu Neuwahlen kommt, kann die SPD die K-Frage innerhalb von 24 Stunden klären. Wenn nicht, bleibt es dabei, dass Anfang 2013 entschieden wird.“

BILD: Haben Sie für sich schon entschieden, ob Sie noch einmal antreten?

Steinmeier: „Die SPD hat mehrere Kandidaten, die in der Partei und darüber hinaus respektiert und populär genug sind, es mit Merkel aufzunehmen. Für mich gilt: Wenn die Zeit dafür reif ist, habe ich kein Problem mit schnellen Entscheidungen.“

BILD: Was haben Sie aus der Niederlage bei der Bundestagswahl 2009 gelernt?

Steinmeier: „Seitdem ist viel passiert, politisch und privat. Solche Einschnitte können einen auch stärken. Die nächste Bundestagswahl findet sowieso unter anderen Voraussetzungen statt. Die Situation unseres Kandidaten ist wesentlich aussichtsreicher als 2009. Wir mussten damals Wahlkampf als Junior-Partner in einer Großen Koalition führen und hatten keine echte Machtoption. Das ist diesmal anders, denn die Bevölkerung hat lange gemerkt, dass es Union und FDP einfach nicht können.“

BILD: Für den Fiskalpakt zur Begrenzung der Schulden in Europa braucht die Kanzlerin eine Zweidrittelmehrheit. Steht die SPD zu ihrer Verantwortung?

Steinmeier: „Wir drücken uns nicht vor Verantwortung. Aber wir geben keinen Blankoscheck. Wir stehen zur Beendigung der Überschuldungspolitik in Europa. In Deutschland haben wir für die Schuldenbremse gestimmt, die FDP nicht. Dennoch: Ein Ja zum Fiskalpakt kann es nur geben, wenn es wirtschaftlich vernünftig und gerecht ist. Deshalb werden wir darauf bestehen, dass auch etwas für Wachstum, eine gerechte Besteuerung der Finanzmärkte und gegen Jugendarbeitslosigkeit getan wird. Wir werden nicht zulassen, dass Arbeitsplätze in Deutschland gefährdet werden, weil Frau Merkel mit ein paar Kollegen die Wirtschaft in Europa abwürgt.“