Was ging Dir durch den Kopf als klar war, dass Du in den Bundestag einziehen wirst?
Auf der einen Seite war mir klar, dass das jetzt sehr viel Verantwortung sein wird, die neu auf mich zukommt. Selbstverständlich habe ich mich auch sehr darüber gefreut, dass es nach einer langen Etappe anstrengenden Wahlkampfs dann letztlich auch mit dem Einzug geklappt hat. Das war nicht nur für mich persönlich wichtig, sondern auch für meine zahlreichen Helferinnen und Helfer, die mich die ganze Zeit über so sehr unterstützt und in meinem Vorhaben bestärkt haben. Da war ich dann in diesem Moment sehr erleichtert, dass wir für die Mühen belohnt wurden.
Wie war Dein Eindruck nach den ersten Zusammentreffen mit den anderen SPD- Bundestagsabgeordneten? Was nimmst Du von den ersten Fraktionssitzungen mit?
Ich habe gleich mitbekommen, dass natürlich viele, wie ich jetzt auch, in dieser Orientierungsphase drin stecken und organisatorisch einiges abzuarbeiten haben. Als sehr positiv empfand ich, wie die ‚Alt-KollegInnen‘, die schon reichlich Erfahrung haben, die Jungen in den Fraktionssitzungen solidarisch mitnehmen. Aber auf der anderen Seite wurde auch schnell klar, dass die Neuen schon auf Augenhöhe mitdiskutieren können und dass jede Wortmeldung auch gehört wurde. Darüber hinaus hat mich die Größe unserer Fraktion beeindruckt. 193 Fraktionsmitglieder! Das ist schon eine ganz Masse von Leuten, anders als ich das von der kommunalen Ebene (60 Stadträte in Augsburg) her gewöhnt war.
Was musstest Du als neues Mitglied des Bundestages alles nach dem 22. September organisieren?
Neben dem ganzen Aufbau der Büros und der Anstellung der Mitarbeiternnen und Mitarbeiter geht es ja nicht nur um die Sitzungswochen in Berlin, sondern ebenso um wichtige Termine mit der Partei und Fraktion vor Ort im Wahlkreis. Schließlich nehme ich weiterhin das Amt der Parteivorsitzenden wahr und bin bis zur nächsten Kommunalwahl im Frühjahr auch als Stadträtin in der Verantwortung. Diese Verantwortung, in Berlin wie in Augsburg, zugleich das Pendeln, mit der Zweitwohnung in Berlin, verlangt eine genaue Planung und einiges an Organisation.
Welcher Politikbereich interessiert dich? In welchem Bundestagsausschuss und in welcher Fraktionsgruppe würdest Du gern mitarbeiten?
Natürlich interessiert mich besonders der Bildungsbereich, mit dem ich mich in der Vergangenheit sehr intensiv beschäftigt habe, sowie die Förderung des Bürgerschaftlichen Engagements und die Weiterentwicklung intergenerativer Ansätze, wie sie beispielsweise in Mehr-Generationenhäuser erfolgreich umgesetzt werden. Darüber hinaus interessiere ich mich auch für Fragen zum Thema Gesundheit- und Pflege, Arbeit, Soziales, Familie, Jugend und Senioren. Ich habe mich daher auch für die entsprechenden Bundestagsausschüsse gemeldet.
Was ist dein selbstgestecktes Ziel in deiner ersten Wahlperiode?
Ich verstehe mich als ein Bindeglied und Verbindungsstück zwischen meinem Wahlkreis in Augsburg und Berlin. Mein Hauptziel ist es, für die BürgerInnen und GenossInnen möglichst viel Transparenz in die Entscheidungsprozesse hineinzubringen und für die Beteiligung an politischen Prozessen zu werben.
Was willst du für deinen Wahlkreis/dein Bundesland bewegen?
Natürlich geht es immer darum, in Berlin auch Lobbyarbeit für die Region zu betreiben, z. B. Fördermittel für Infrastruktur, Soziale Stadt, Verkehr et cetera nach Augsburg zu holen. Mir ist es aber insbesondere ein Anliegen, bei den Beratungen zu den verschiedenen Gesetzesvorlagen, insbesondere im Sozialbereich, die Erfahrungen und Kenntnisse der BürgerInnen und Institutionen aus Augsburg aufzunehmen und einzubringen und umgekehrt Chancen und Möglichkeiten neuer Richtlinien und Fördermittel nach Augsburg zu transportieren, also Politik für und mit dem Bürger zu betreiben. Ein wirklich wichtiger Punkt dabei ist die Wohnbauförderung, wo Bund, Land und Kommune nur zusammen die notwendigen Verbesserungen erreichen können.
Was willst du inhaltlich für das gesamte Land erreichen?
Mehr soziale Gerechtigkeit und sozialer Ausgleich ist mein zentrales Anliegen, und zwar in dem Sinne, dass jede/r die gleichen Chancen erhält und sich die Lebensbedingungen der Menschen verbessern. Das macht sich eben gerade auch an Löhnen geltend, von denen die Leute leben können. Die Sicherung eines Mindestlohns, gleicher Lohn für gleiche Arbeit, Rückbau und Einschränken der Leiharbeit sind wichtige Ziele. Ebenso geht es um deutliche Verbesserungen der Infrastruktur für die Familien, damit wir in Deutschland wieder mehr Kinder bekommen. Das bedeutet z. B. Ganztagsschulen müssen endlich selbstverständlich werden! In jeder Stadt, in jedem Stadtteil. Und schließlich brauchen wir eine Versorgungs- und Pflegeinfrastruktur, die sich viel stärker an den Bedürfnissen und Lebenslagen der Pflegebedürftigen und ihrer Angehörigen ausrichtet.