„Schau dir mal Großbritannien an. 2016 kam der Brexit, weil das Volk es so wollte, jetzt reden alle wieder vom Brintro. Ist das nicht verrückt?“ Könnte so die Zukunft der Europäischen Union im Jahr 2030 aussehen? Womöglich. Die Worte stammen aus einem der ausgezeichneten Beiträge des diesjährigen „Otto-Wels-Preis für Demokratie“. Die zitierte Kurzgeschichte zeigt, wie sich kreative junge Menschen als Gegenpol sehen zum Fatalismus, der Europa teilweise befällt.

Die SPD-Bundestagsfraktion hat den von ihr initiierten Preis am Mittwochabend zum vierten Mal verliehen. Unter dem Motto „Zukunft Europa(s)“ waren Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 16 und 20 Jahren aufgerufen, sich mit der Zukunft der europäischen Idee auseinanderzusetzen. Wählen konnten sie dabei zwischen drei Aufgabenstellungen: „Europa 2030“, „Die Faszination der europäischen Idee“ oder „Demokratie stärken“. Dutzende Bewerbungen gingen ein – drei davon waren so „herausragend“, wie SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann sagte, dass sie im Rahmen des alljährlichen Frühjahrsempfangs der SPD-Bundestagsfraktion prämiert wurden.

Oppermann zeigte sich beeindruckt vom enormen „Ideenreichtum“ der Teilnehmerinnen und Teilnehmer – Europa brauche mehr überzeugte Europäerinnen und Europäer. „Es ist wichtig, die Erinnerung an die Schrecken der Nazi-Herrschaft wachzuhalten und das Bewusstsein gerade auch der jungen Generation dafür zu schärfen, dass die Grundlagen unserer Demokratie immer wieder erneuert und verteidigt werden müssen“, sagte Oppermann in seiner Rede vor der Verleihung.

Die Schauspielerin und Sängerin Jasmin Tabatabai, die aus dem Iran stammt, erklärte, Europa stehe für sie insbesondere für „Freiheit und Demokratie“. Es mache hier „keinen Unterschied, welche Kleidung ich trage, was ich sage, wen ich liebe. Das alles sind Errungenschaften von Europa“.

Die Preisträger:

Die Jury der SPD-Bundestagsfraktion hatte in einem Auswahlverfahren die besten drei eingereichten Arbeiten ausgewählt. 

Die Platzierungen im Überblick:

1. Platz: Stefan Endeward (Kurzgeschichte „Klassentreffen“), Kategorie „Europa 2030“

Mit seiner „sehr literarischen, sprachlich eindrucksvollen und kritisch-reflektierenden Kurzgeschichte überzeugte Stefan Endeward die Jury“, zitierte Laudatorin Jasmin Tabatabai das Jurorenurteil. Im Jahr 2030 reist der Protagonist der Kurzgeschichte, Jörn, nach Berlin, um in seiner ehemaligen Schule seine Abiturklasse wiederzutreffen. Stefan Endeward verbindet in seiner Kurzgeschichte die sehr unterschiedlichen, mitunter gemischten Gefühle der Hauptperson zu den ehemaligen Mitschülern mit den historischen Veränderungen in den nunmehr „Vereinigten Europäischen Staaten“. Er schafft in seiner Geschichte ein Europa, das sich trotz oder gerade wegen der heutigen Probleme wieder zu einer Idee und einer Gemeinschaft entwickelt hat, die zusammensteht, aus ihren Fehlern gelernt hat und die sich ständig neu erfindet und dabei die ureuropäische Idee fest im Blick hat.

Mit Stefan freuten sich die für ihn zuständigen SPD-Abgeordneten Mechthild Rawert und Klaus Mindrup.

2. Platz: Clea Kleffmann (Rede), Kategorie „Die Faszination der europäischen Idee

Den zweiten Platz belegte Clea Kleffmann aus Recklinghausen. Sie füllt mit ihrer Rede eine naheliegende Idee mit sehr viel Leben. In ihrer Rede richtet Clea sich an das Europäische Parlament und möchte mit dieser ein Band zwischen der europäischen Idee und der Jugend Europas spannen. Sie schlägt dem Europäischen Parlament vor, analog zu den EU-Gipfeltreffen EU-Workshop-Camps ins Leben zu rufen, um die Jugend Europas regelmäßig zu diesem wichtigen Anlass zusammenzubringen und die europäische Idee zu verbreiten.

Der für sie zuständige SPD-Abgeordnete Frank Schwabe, gratulierte Clea herzlich.

3. Platz: Manuel Beh (Essay), Kategorie „Demokratie stärken

Mit seinem Essay gewann Manuel Beh aus Gusterath den 3. Platz des Kreativwettbewerbs. Jasmin Tabatabai zitiert das Juryurteil der SPD-Fraktion mit den Worten: „Manuel beschreibt meinungsstark und mit einer deutlichen Haltung, wie und warum Rechtsextremismus bekämpft werden muss. Für Manuel ist wichtig, dass Prävention bereits in der Schule beginnt“.

Für seine kreative Umsetzung bekam Manuel auch Lob von seiner zuständigen Abgeordneten Katarina Barley, zugleich SPD-Generalsekretärin.

 

Sebastian Brauer