Sabine Poschmann, sportpolitische Sprecherin:
Die heutige öffentliche Anhörung im Sportausschuss zur Fußball-Weltmeisterschaft in Katar hat die schwierige Menschenrechtslage im Gastgeberland nochmals verdeutlicht. Der Verabschiedung wichtiger Reformen steht deren nicht zufriedenstellende Umsetzung gegenüber.
„Wir erkennen an, dass es in Katar in den vergangenen Jahren Verbesserungen beim Schutz von Arbeitnehmerrechten gegeben hat. Die Reformen sind gerade im regionalen Vergleich als Fortschritte zu bewerten.
Bei der Umsetzung gibt es jedoch erheblichen Nachholbedarf. Der Widerstand gegen den Reformprozess innerhalb der katarischen Wirtschaft ist groß. Nach wie vor kommt es in Katar zu Menschenrechtsverletzungen. Wir fordern die katarische Regierung daher auf, unmissverständlich für die Einhaltung neu eingeführter gesetzlicher Regelungen zu sorgen.
Als ein positives Signal werten wir, dass die katarische Regierung auch über die Weltmeisterschaft hinaus mit internationalen Gewerkschaften wie der Bau- und Holzarbeiter Internationale zusammenarbeitet. Das Ziel müssen Verbesserungen für Arbeitnehmende in Katar sein, die in der Praxis und auch nach der Weltmeisterschaft Bestand haben. Vor diesem Hintergrund unterstützen wir die Forderung nach der Einrichtung eines Zentrums für Arbeitsmigranten in Katar.
Neben der Verbesserung von Arbeitnehmerrechten erwarten wir von der katarischen Regierung Reformen hinsichtlich der Rechte von Frauen und Menschen aus der LGBTQ-Community. In jedem Fall muss die katarische Regierung dafür Sorge tragen, dass sich Menschen aus der LGBTQ-Community während der Weltmeisterschaft sicher bewegen können und kein Opfer von Diskriminierungen werden.
In Bezug auf künftige Sportgroßveranstaltungen fordern wir eine Reform des Vergabeprozesses. Die Vergabe und Ausrichtung von internationalen Sportgroßveranstaltungen sollen strikt an die Beachtung der UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte und Nachhaltigkeit geknüpft sein.“