Frank-Walter Steinmeier neuer Bundespräsident

Steinmeier: Lasst uns gemeinsam mutig sein!

Mit übergroßer Mehrheit hat an diesem Sonntag die Bundesversammlung den ehemaligen Außenminister Steinmeier zum neuen Staatsoberhaupt gewählt. Wie das ablief und was Delegierte dazu sagen, lesen Sie in dieser Reportage.
Glückwunsch-Austausch, nachdem die Bundesversammlung Frank-Walter Steinmeier zum neuen Bundespräsidenten gewählt hat.
(Foto: Andreas Amann)

Entspannt knüpft er sich das Jackett auf, geht durch die Stuhlreihen und plaudert mit alten Weggefährten. Ein mildes Lächeln huscht über sein Gesicht, als er sich umblickt. Viel hat hier erlebt, Triumphe und auch Niederlagen, Wahlerfolge und -schlappen. Und jetzt steht er wieder im Otto-Wels-Saal der SPD-Fraktion im Deutschen Bundestag, um Teil einer parlamentarischen Versammlung zu sein, der er seit 1974 immer wieder angehörte: Franz Müntefering war bei allen so genannten Bundesversammlungen dabei. Walter Scheel war der erste Bundespräsident, bei dem er als Delegierter mitwählte. Und an diesem Sonntag ist der Ex-SPD-Parteichef Müntefering erneut dabei, um nun den ehemaligen Bundesaußenminister Dr. Frank-Walter Steinmeier (SPD) als neuen Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland zu wählen.

Müntefering sieht in Steinmeier vor allem einen politisch erfahrenen Mann, der überzeugend als „Klammer zwischen der Politik und der Zivilgesellschaft“ wirken könne.

Abgewogene Worte

Auch die Schauspielerin Iris Berben lobt Steinmeier als „richtigen“ Mann für das höchste deutsche Staatsamt. Er sei jemand, der nicht sofort losrede, sondern sich Gedanken mache, sich seine Worte genau überlege und für eine verantwortungsvolle Gestaltung stehe.

Die SPD-Bundestagsfraktion kam am Sonntagmorgen samt ihrer Delegierten aus den Bundesländern zu einem Zählappell zusammen. Die SPD-Fraktionen aus den Bundesländern hatten zahlreiche Prominente aus allen Teilen der Gesellschaft als Delegierte entsendet. Darunter Schauspielerinnen wie Mariele Millowitsch, Sängerinnen wie Stefanie Kloß von Silbermond, Peter Maffay oder Roland Kaiser, aber auch Fußballgrößen wie Reinhard Rauball, Präsident des BVB, oder Bürgermeister wie Dieter Reiter von München. Sie alle sitzen im Otto-Wels-Saal im Reichstag und gehen nach einer kurzen Rede von SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann gemeinsam Richtung Plenarsaal, um ihre Stimme abzugeben – die Wahl ist übrigens geheim.

931 Stimmen für Steinmeier

Auf den Fluren des Reichstages tummeln sich dutzende Reporter und Fotografen. Sie alle sind auf der Suche nach Interviewpartnern an diesem historischen Tag. So stehen Abgeordnete neben Ministern, Staatssekretärinnen neben Fußballtrainern, Schauspielerinnen, Sängern, Komikerinnen neben ganz normalen Menschen auf den Gängen und tauschen sich aus. Denn Delegierte sind nicht nur Prominente, auch Menschen ohne Amt oder großen Namen sind aufgerufen, die erste Person im Staat zu wählen. Die Demokratie ist buchstäblich zu spüren.

Um 14.15 Uhr ist es dann soweit: Bundestagspräsident Norbert Lammert verkündet, dass die Bundesversammlung Frank-Walter Steinmeier zum Bundespräsidenten gewählt hat. Von 1239 gültigen Stimmen erhielt er 931. Steinmeier wurde im 1. Wahlgang gewählt und nahm die Wahl an.

Steinmeier macht in seiner Dankesrede vor der Bundesversammlung deutlich, worum es ihm vor allem gehen wird: „Lasst uns gemeinsam mutig sein!“ Der künftige Bundespräsident wirbt für die Demokratie, „unser Fundament“. Wenn dieses Fundament in anderen Ländern wackelt, dann müssten wir umso fester zu unserem Fundament stehen. Steinmeier: „Das Ringen um Demokratie ist keine Schwäche.“ So vieles sei in diesem Land geglückt; wenn wir weiter mutig seien, dann, so Steinmeier, „ist mir um die Zukunft nicht bange.“

Hier sind Fotos rund um die Bundesversammlung zu finden.

Alexander Linden

SPD-Parteichef Gabriel und SPD-Fraktionschef Oppermann betonen anlässlich der morgigen Bundespräsidentenwahl die Kompetenz und Erfahrung des Kandidaten Frank-Walter Steinmeier. Hier das Statement.

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