Was ging dir durch den Kopf als klar war, dass du für Hans-Peter Bartels in den Bundestag nachrückst?
Als ich es das erste Mal hörte, konnte ich mein Glück kaum fassen, war mir nicht sicher, ob es womöglich nur ein Gerücht ist. Ich habe dann Hans-Peter selbst gefragt und als er mir bestätigte, dass er als designierter Wehrbeauftragter gilt, habe ich mich sehr gefreut. Für ihn und für mich.

Du musstest sicherlich in kürzester Zeit dein „neues Leben“ in Berlin vorbereiten. Wie können wir uns das vorstellen? Und wie hast du dich vorbereitet?

Zuerst habe ich mir tüchtige, berufserfahrene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gesucht, die mir sehr gut zuarbeiten. Dann habe ich mir eine kleine Wohnung gemietet. Mein Mann und meine vier (fast alle) erwachsenen Kinder haben mir beim Umzug geholfen. Für mich ist es eine ganz neue Erfahrung, so viel Mithilfe zu haben. Jahrelang musste ich Berufstätigkeit und Familienalltag weitgehend alleine regeln. Daher empfinde ich es nicht wirklich als schwierig, jetzt mein Leben neu auszurichten.

Du hast bis zu deinem Mandats-Antritt als Tierärztin gearbeitet. Hängst du den Tierarztkittel nun an den Nagel?

Ich habe 27 Jahre als Tierärztin gearbeitet, davon 22 als amtliche Tierärztin am Schlachthof. Die Arbeit am Schlachthof werde ich natürlich erst mal nicht mehr ausüben. Ich habe aber auch eine Zusatzausbildung im Bereich „Tierverhaltenskunde und -therapie“. Nur wenige Tierärzte verfügen über Fachwissen in diesem Bereich. Sollte es diesbezügliche Anfragen geben (z. B. Fachvorträge, Begutachtung gefährlicher Hunde), könnte es sein, dass ich in begründeten Einzelfällen ausnahmsweise tierärztlich tätig werde. Aber jetzt konzentriere ich mich erst mal ganz auf meine neue Tätigkeit als Bundestagsabgeordnete.

Haben dich die anderen SPD-Bundestagsabgeordneten gut aufgenommen? Und wie waren deine Eindrücke von deinen ersten Plenarsitzungen im Reichstag?

Die anderen Fraktionsmitglieder haben mich sehr freundlich aufgenommen. Viele kenne ich ja schon z. B. die „Schmöckwitzer“, einige über die AsF und natürlich meine Landesgruppe. Ich war sieben Jahre Mitglied der Itzehoer Ratsversammlung. Die Plenarsitzungen verlaufen im Prinzip ähnlich, aber natürlich ist alles größer, wichtiger, die Thematik übergreifender.

Als Veterinärmedizinerin willst du dich politisch sicher für das Thema Tierschutz einsetzen. Welche Politikbereiche interessieren dich noch? In welchem Bundestagsausschuss und in welcher Fraktionsarbeitsgruppe wirst du mitarbeiten?

Ich werde Mitglied im Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft und auch in der entsprechenden Arbeitsgruppe. Ob ich noch einen weiteren Ausschuss (ggf. als Stellvertreter) bekomme und wenn ja welchen, ist von der Fraktion noch nicht entschieden worden. Verbraucherschutz, insbesondere Lebensmittelsicherheit, ist mir ein großes Anliegen. Und als Gewerkschaftsmitglied natürlich Arbeitnehmerrechte. Gerade an Schlachthöfen muss für bessere Arbeitsbedingungen gesorgt werden. Nicht zuletzt halte ich Gleichstellung für ein sehr wichtiges politisches und gesellschaftliches Querschnittsthema.

Was ist dein selbstgestecktes Ziel in deiner ersten Wahlperiode? Was willst du für deinen Wahlkreis, dein Bundesland Schleswig-Holstein und für Deutschland bewegen?

Ich werde mich stark machen für den Industriestandort Brunsbüttel, den Ausbau des Nord-Ostsee-Kanals, den Weiterbau der A20 und die medizinische Versorgung im ländlichen Raum. Bedingt durch den demographischen Wandel steht Deutschland, insbesondere Regionen wie die Westküste Schleswig-Holsteins, vor besonderen Herausforderungen. Hier müssen langfristige Lösungen gefunden werden. Daran möchte ich mich beteiligen.

Das Interview führte Jasmin Hihat.