Herr Schneider, die Jamaika-Sondierungen sind geplatzt. Haben Sie damit gerechnet?

Nein, ich habe das für ausgeschlossen gehalten. Die öffentlich gewordenen Verhandlungsergebnisse hätten aus meiner Sicht einen Kompromiss möglich gemacht. Der FDP hat offenbar die notwendige Ernsthaftigkeit gefehlt. Union und Grüne haben sich vorführen lassen.

Jetzt ist die Zeit der SPD gekommen.

Für uns hat sich nichts geändert. Die Große Koalition ist abgewählt worden.

Das stimmt doch nicht. Die SPD ist immer noch zweitstärkste Kraft. Ihre staatspolitische Verantwortung ist Ihnen egal?

Die gleiche Frage könnten Sie auch der FDP stellen.

Aber ich stelle Sie Ihnen.

Es ist gut, wenn eine der großen Parteien in der Opposition ist. Wir arbeiten inhaltlich und thematisieren den drohenden Jobabbau bei Siemens heute im Bundestag. Nur weil die FDP Angst vor der eigenen Courage hat, stehen wir nicht als Rückversicherung für Frau Merkel zur Verfügung.

Ohne Merkel würde die SPD mit der CDU sondieren?

Diese Frage stellt sich heute nicht.

Aber Opposition ist doch Mist, hat Ex-SPD-Chef Franz Müntefering einst gesagt.

Das sehe ich anders. Die ­Oppositionsrolle ist in der ­parlamentarischen Demokratie eine verantwortungsvolle Aufgabe.

Sie wollen tatsächlich Neuwahlen riskieren?

Der Weg zu Neuwahlen ist nicht einfach. Wir haben aber auch keine Angst davor. Die Menschen im Land wissen, wofür die SPD steht: Wir sind die Partei der sozialen Verantwortung und des Zusammenhalts.

Der Wähler soll so lange wählen, bis es passt?

Nein, der Bundespräsident schlägt einen Kanzlerkandidaten vor und der Bundestag muss eine Entscheidung treffen.

Kommt für Sie eine Minderheitsregierung infrage?

Nach meinem Eindruck erwarten die Menschen in Deutschland stabile Verhältnisse.