An diesem Dienstagnachmittag ist Helmut Schmidt in seinem Haus in Hamburg-Langenhorn verstorben. SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann sagt: „Mit dem Tod von Helmut Schmidt verlieren wir einen großen Sozialdemokraten, überragenden Staatsmann und eine gewichtige Stimme der Vernunft."

Helmut Schmidt habe sich bis zu seinem Tod immer wieder analysierend, kommentierend und mahnend zu Wort gemeldet. Oppermann: "Mit seinem bis zuletzt scharfen Verstand und seinem, fast ein ganzes Jahrhundert umspannenden Erfahrungshorizont, gab er vielen Menschen wertvolle Orientierung." Sein kluger Rat als „Elder Statesman“ sei weltweit hoch geschätzt worden. "Als Mitherausgeber der ZEIT und Autor blieb er nach dem Ende seiner Kanzlerschaft eine der prägenden publizistischen Stimmen unseres Landes", so Oppermann weiter.

Als Abgeordneter der SPD im Deutschen Bundestag von 1953 bis 1962 erwarb Schmidt bei Kollegen und politischen Gegnern rasch hohes Ansehen. Während der Großen Koalition von 1967 bis 1969 war Schmidt Fraktionsvorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion.

Im Kabinett von Willy Brandt bewies er dann zunächst als Verteidigungs-, später Wirtschafts- und Finanzminister hohe fachliche Kompetenz, strategische Weitsicht und politische Gradlinigkeit. Als fünfter Bundeskanzler steuerte er die Bundesrepublik mit kühlem Kopf und pragmatischen Realismus durch schwierige Zeiten. Bis heute stand kein Bundeskanzler vor einer so schwierigen Gewissensentscheidung wie Helmut Schmidt während des RAF-Terrors im Deutschen Herbst 1977. Oppermann betont: "Er ist zum Wohle der Gemeinschaft nicht auf die erpresserischen Forderungen der RAF eingegangen und war bereit, die moralische Last dafür persönlich zu tragen."

Kompromisse schließen zu können, war für Schmidt eine der Grundvoraussetzungen, um politisch gestalten zu können. Seine klare Linie hat er dabei nie aus den Augen verloren. Wenn notwendig, ging er wie beim NATO-Doppelbeschluss auch Konflikten mit der eigenen Partei nicht aus dem Weg.

Nie ließ er allerdings einen Zweifel daran, überzeugter Sozialdemokrat zu
sein: „Auch als alter Mann halte ich mich an den Grundwerten des Godesberger Programms fest: Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität“, das war erst jüngst sein eindeutiges Bekenntnis.

Thomas Oppermann: Wir blicken mit Dankbarkeit und Stolz auf die Verdienste eines Sozialdemokraten, der in seinem Leben Großes geleistet hat. Unsere Gedanken sind bei seiner Familie, Freunden und Angehörigen.“

Der SPD-Parteivorsitzende Sigmar Gabriel sagt: "Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands trauert um Helmut Schmidt. Sie weiß sich in ihrer Trauer einig mit vielen Menschen, die den Verstorbenen schätzen, bewundern und verehren. Wir verneigen uns vor der Lebensleistung von Helmut Schmidt. Er lebte für die Politik und die Aufklärung der Bürgerinnen und Bürger. Er hat sich um unser Land und seine Partei verdient gemacht. Wir werden seine Urteilskraft, seine Weitsicht und seinen Rat vermissen. Wir trauern um Helmut Schmidt und sind stolz darauf, dass er einer von uns war."