Zur Zeugenvernehmung im 1.Untersuchungsausschuss „Gorleben“ erklärt die Obfrau der SPD-Bundestagsfraktion Ute Vogt:
Die Zeugenvernehmung von zwei Geologen hat deutlich erwiesen, dass es bei der Erkundung des Salzstockes Gorleben einen signifikanten Unterschied zwischen unabhängigen und staatlich angestellten Wissenschaftlern gab.
Dr. Sigfried Keller, ein Geologe der Bundesanstalt für Geologie und Rohstoffe (BGR), lies bei seiner Vernehmung sehr schnell erkennen, dass die Eignung des Salzstockes Gorleben aus seiner Sicht über jeden Zweifel erhaben ist. Sicherheitsprognosen für mehrere Hunderttausend Jahre gingen dem Zeugen leicht über die Lippen. Der unabhängige Geologe Ulrich Schneider hingegen, wollte sich derartige Aussagen "nicht anmaßen". Der Forscher machte deutlich, dass für ihn "eine vergleichende Untersuchung das Primat einer Endlager-Suche ist".
Schneider war die "rechte Gorlebenhand" des renommierten Forschers Prof. Duphorn, der bereits im Juli im Untersuchungsausschuss feststellte: "Der Salzstock Gorleben ist tot". Duphorns Schicksal ist ein zentraler Beweis für die Zensur von Kritikern bei der Endlager-Entscheidung für Gorleben. Als Duphorn gemeinsam mit Schneider bereits im Jahre 1982 Risse, Klüfte und Laugenzuflüsse im Salzstock Gorleben feststellten und diese publik wurden, wurde die Veröffentlichung des Duphorn-Gutachten zunächst gestoppt. Die heutige Aktenlage belegt, dass die staatlichen Behörden PTB und BGR erheblichen Druck auf Duphorn und Schneider ausübten. Den Geologen sollte "klargemacht" werden (Zitat Aktenvermerk), dass ihre Expertise auf Ablehnung stieß.
Die festangestellten Wissenschaftler in den staatlichen Behörden wollten solche Wahrheiten nicht hören und lieber nur noch mit "Ihresgleichen" zusammenarbeiten. Das positive Ergebnis musste schon vor der Auftragsvergabe feststehen. Schneider dazu: "Es gab erwünschte und unerwünschte Studien". Mit wissenschaftlicher Arbeit hat das nichts zu tun. Der Rest verlief ohne Duphorn und Schneider, denn ihr Vertrag wurde nicht verlängert. Prof. Dr. Venzlaff, BGR-Direktor im Gespräch mit Ulrich Schneider: "Sie sind ein guter Geologe, aber bewerben bei uns brauchen sie sich nicht".
Kritische Geologen wurden bei der Standortentscheidung für Gorleben kaltgestellt. Die Entscheidungen trafen die beamteten "Wissenschaftler". Duphorn, Grimmel, Nickel, Appel, Schneider: die Liste der unerwünschten Forscher wird immer länger. Alle haben im 1. Untersuchungsausschuss ausgesagt und die Gorleben-Methode wurde überdeutlich: International anerkannte Wissenschaftler werden zunächst zensiert - wenn das nicht reicht, bekamen sie einfach keine Aufträge mehr.
In der Zeugenvernehmung ist es jedoch der Regierungskoalition - trotz mehrerer Versuche - nicht gelungen, Schneiders fachliche Integrität in Frage zu stellen. Die Befragung zeigte erneut: Insbesondere für die CDU sind "Experten" nur diejenigen Wissenschaftler, die keine Zweifel am Salzstock Gorleben haben.