Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr verehrte Damen und Herren!

Mit einem solchen Ritt in die Geschichte, wie ihn gerade Philipp Lengsfeld präsentiert hat, kann ich nicht dienen.

(Heiterkeit – Dr. Frithjof Schmidt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Macht ja nichts! – Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gott sei Dank! Danke! Danke!)

Meiner geht nicht so weit zurück und bezieht sich auf Gustav Heinemann. Er sagte schon – das ist 50 Jahre her –, dass der Friede der Ernstfall sei.

Wenn ich Länderbeispiele wie Syrien, die Ukraine und – lieber Philipp Lengsfeld, wenn ich dein Ohr ge­winnen könnte – gern auch die Krim nenne, sehr verehrte Kolleginnen und Kollegen, läuft – das weiß ich – in Ih­rem Hinterkopf ein Film ab . Das sind keine paradiesi­schen Bilder, die dann hervorgerufen werden.

Gleiches gilt für die inneren Konflikte, wenn ich nach Europa gucke. Ich habe eine belgische Staatsan­gehörigkeit und trage heute eine Rosette, weil ich eben­falls wie Michael Roth ausgezeichnet worden bin. Das deutsch-belgische Verhältnis war aber lange ein kon­fliktträchtiges. Das kann ich auch mit Blick auf meine eigene Geschichte sagen. Auch das gilt es intensiver zu betrachten. Dafür muss man auf dem europäischen Kon­tinent bleiben.

Aber am heutigen Nachmittag werden sich viele von uns und von Ihnen – davon bin ich überzeugt – die Amts­übergabe an Donald Trump anschauen.

(René Röspel [SPD]: Lieber Handball!)

Sie werden dabei noch einmal mit dem Thema der Cy­berangriffe des sogenannten Cyberwar konfrontiert wer­den; ich komme darauf gleich zurück.

Aber bleiben wir doch – im postfaktischen Zeitalter – bei den Fakten. Friedens- und Konfliktforschung ist ein interdisziplinäres Wissenschaftsfeld. Wir tun gut daran, es nicht darauf zu reduzieren, dass es um geistes- und sozialwissenschaftliche Forschung geht. Es geht auch – auch das ist schon angesprochen worden – um Natur- und Ingenieurwissenschaften. Das muss man entsprechend flankieren. Auch die Juristinnen und Juristen sind hierbei gefordert. Politik ist gut beraten, wenn sie auf die Befunde der Friedens- und Konfliktforschung schaut.

(Beifall bei der SPD – Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und sie umsetzt!)

Ich bin im Übrigen Stefan Müller sehr dankbar, der mich immer zu den Sitzungen der Deutschen Stiftung Friedensforschung begleitet; er ist rege und intensiv dabei. Es ist richtig: Wir haben mitnichten das Programm so gelassen, wie es war. Wir haben für eine Neuaufstellung gesorgt. Die Deutsche Stiftung Friedensforschung hat die Empfehlung, die wir ausgesprochen haben, sehr gern auf­genommen, nämlich dort, wo es um den Wissenstransfer und um die Öffentlichkeitsarbeit zu den bereits erzielten Befunden der Friedens- und Konfliktforschung geht. Lieber Stefan Müller, Lob gibt es aber nicht umsonst. Die Deutsche Stiftung Friedensforschung verlangt in der Tat nach einer deutlich besseren Finanzierung, insbesondere – auch dies wurde erwähnt – in Niedrigzinsphasen.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann legt doch was drauf! Wer regiert denn? Wer regiert eigentlich dieses Land?)

Ich will aber auch das Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung nicht unerwähnt lassen. Ich will das Augenmerk ebenso auf das Deutsch-Kolumbianische Friedensinstitut in Gießen lenken, weil wir auch den lateinamerikanischen Teil unserer Welt nicht aus dem Blick verlieren dürfen. Denn auch Kolumbien hat große Probleme; das wissen wir. Viele waren entsetzt darüber, wie der Friedensverhandlungsprozess ausgegangen ist.

Lassen Sie mich noch einmal deutlich machen, was wir in der Friedens- und Konfliktforschung brauchen. In der Tat muss diese Forschung besser und stärker alimentiert werden. Aber dafür bietet uns der Antrag jetzt die Möglichkeit. Es geht darum, europäische Forschungsverbünde zu schaffen, Wissenschaftsnetzwerke zu unterstützen, um damit deutlich zu machen, dass es möglicherweise eine Aufgabe der Deutschen Stiftung Friedensforschung ist, dies mit zu flankieren.

Wenn wir über Cyberwar, Cyberkrisen und Cyberatta­cken im Netz reden, dann müssen wir auch über die For­schung zur Cyberresilienz reden. Dies sind neue Themen und Schwerpunkte, die es interdisziplinär anzugehen gilt.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Wir müssen auch über den wissenschaftlichen Nachwuchs reden. Für viele jüngere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ist das Thema der Friedens- und Konfliktforschung offensichtlich nicht mehr so brisant. Das sollten wir ändern, da müssen wir mehr tun.

Es bleibt bei der Schnittstellenforschung und bei dem Wissenstransfer. Auch den Gender- und Diversity-Aspekten sollten wir uns nähern, was die Unterstützung angeht. Flucht und Frauen oder auch ethnische Konflikte sind ebenfalls ein riesiges Thema.

Lassen Sie mich enden, indem ich Ihnen in Erinnerung rufe, was einst Willy Brandt sagte: „Krieg“ – so das Zitat – „ist nicht mehr die Ultima Ratio, sondern die Ultima Irratio.“ Friedens- und Konfliktforschung beweist dies jeden Tag.

Vielen Dank .

(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)