Viele Familien haben den Wunsch, ihre Zeit flexibler nach eigenen Vorstellungen einzuteilen. Rund 60 Prozent der Paare mit kleinen Kindern wünschen sich eine partnerschaftliche Organisation von Familie. Tatsächlich gelingt es jedoch nur gut 14 Prozent, das auch in die Realität umzusetzen.

Damit Eltern künftig noch individueller ihre gewünschte Vereinbarkeit von Familie und Beruf leben können, sollen die Erfolgsmodelle Elternzeit und Elterngeld nun noch flexibler werden.

Mehr Elterngeld für Teilzeitbeschäftigte und Partnerschaftsbonus

Der Bundestag hat am Freitag in erster Lesung einen Gesetzentwurf zur Einführung des sogenannten "ElterngeldPlus" beraten (Drs. 18/2583, 18/2625).

Mit dem ElterngeldPlus sollen künftig jene Elternpaare unterstützt werden, die sich partnerschaftlich um die Kinderbetreuung kümmern und zugleich über eine Teilzeitbeschäftigung ins Berufsleben zurückkehren wollen. Bei gleichzeitiger Teilzeitarbeit können Mütter und Väter künftig doppelt so lange Elterngeld beziehen – ohne dass der Teilzeitlohn die Gesamtsumme des ausgezahlten Elterngeldes mindert. Wer Teilzeit in einem Umfang von mindestens 25 Wochenstunden arbeitet, kann künftig bis zu 28 Monate zusätzlich zum Teilzeiteinkommen Elterngeld erhalten. Bislang galt auch für Teilzeit-Arbeitnehmer eine maximale Elternzeit von 14 Monaten; viele blieben deshalb lieber zu Hause.

Einen Partnerschaftsbonus von vier zusätzlichen ElterngeldPlus-Monaten bekommen Väter und Mütter, die für die Kinderbetreuung beide gleichzeitig in Teilzeit gehen.

Mehr Flexibilität in der Elternzeit

Änderungen soll es auch bei der dreijährigen Elternzeit geben. Der Gesetzentwurf sieht vor, die Elternzeit zu flexibilisieren, damit Familien künftig noch individueller darüber entscheiden können, wie sie Betreuungs- und Arbeitszeit in den ersten Lebensjahren ihrer Kinder verteilen möchten. Künftig können Eltern bis zu 24 Monate ihre Elternzeit erst später in Anspruch nehmen – maximal bis zum achten Lebensjahr des Kindes.

Die Wünsche junger Eltern nach Freiräumen werden damit nachhaltig unterstützt: Mehr Partnerschaftlichkeit, mehr Zeit für Familie und gleichzeitig Anschluss an den Beruf halten. „Wir in der SPD-Fraktion sind davon überzeugt: Dieses Modell hat Zukunft“, sagte in seiner Bundestagsrede auch Fritz Felgentreu, Mitglied im Aus-schuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. „Das ElterngeldPlus macht Frauen ökonomisch unabhängiger, weil es ihre Berufstätigkeit erleichtert.“ Zudem fördere es die Gleichstellung von Mann und Frau, „weil es für Frauen und Männer die gleichen Anreize enthält, in Teilzeit zu arbeiten.“ Dadurch fänden Eltern Zeit, sich um ihre kleinen Kinder zu kümmern, während das Familieneinkommen einigermaßen stabil bleibe und die Arbeitskraft der Eltern der Wirtschaft und dem Öffentlichen Dienst weiter zur Verfügung stehe.

Langfristiges Ziel der SPD bleibt die Familienarbeitszeit

Der vorgelegte Gesetzentwurf sei aber nur eines von insgesamt drei Reformvorhaben der Großen Koalition, damit Eltern ihre Aufgaben flexibler wahrnehmen können, sagte die stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion Carola Reimann im Bundestag. Denn auch die Wirtschaft müsse sich der Vereinbarkeit von Beruf und Familie noch stärker als bisher öffnen.

Zudem ergänzte sie: "Wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten wollen eigentlich noch einen weiteren größeren Schritt gehen: Wir wollen, dass aus dem ElterngeldPlus bald die Familienarbeitszeiten werden. Wir wollen andere Arbeitszeitmuster, nicht nur für Eltern von Kleinkindern, sondern auch für die Eltern von älteren Kindern." 

Familienarbeitszeiten seien der richtige Weg, damit beide Elternteile ihre beruflichen Wünsche verwirklichen könnten und eine eigene finanzielle Grundlage haben, damit sie gleichzeitig auch Familie sein könnten, damit auch die Wirtschaft die für sie immer kostbarer werdenden Fachkräfte halten könnten.

Rede der stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Carola Reimann in der Debatte (26.09.2014):

     

 

Jasmin Hihat