Der Bundesvorsitzende der GDL, Claus Weselsky, hatte auf dem Aktionstag der GDL am 27. August 2014 in Fulda in Anspielung auf die vor vier Jahren erfolgte Fusion der Gewerkschaft Transnet und der Verkehrsgewerkschaft GDBA zur Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) gesagt: „Wenn sich zwei Kranke miteinander ins Bett legen und ein Kind zeugen, da kommt von Beginn an was Behindertes raus!“ Diese Äußerung hat vielfach zu großem Entsetzen geführt, so auch bei Kerstin Tack.

Rund 17 Millionen der in Deutschland lebenden Menschen im Alter von über 18 Jahren leben mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen, Behinderungen und chronischen Krankheiten. 13.000 von ihnen seien tagtäglich für die Deutsche Bahn im Einsatz, heißt es im Brief von Tack an den Bundesvorsitzenden der GDL. „Noch heute, 69 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs, kämpfen Menschen mit Behinderungen und ihre Interessenverbände für gleichberechtigte Teilhabe am Leben in der Gesellschaft und für Selbstbestimmung. Vor diesem Hintergrund wirkt Ihre Aussage wie ein Schlag ins Gesicht all derjenigen Menschen, die tagtäglich mit einer Beeinträchtigung und sozialer Stigmatisierung zu kämpfen haben“, schreibt Tack.

Es sei zwar im Ringen um die Durchsetzung eigener und gegenläufiger Interessen zuweilen notwendig, ungewöhnliche Metaphern und eine harschere Wortwahl zu gebrauchen, so Tack. Äußerungen wie die von Weselsky, „sind für mich als Politikerin und Gewerkschafterin jedoch nicht tolerierbar, da sie bedeutende menschliche Fähigkeiten und gesellschaftliche Werte wie Empathie und Solidarität gänzlich vermissen lassen“. In seiner öffentlichkeitswirksamen Position als Bundesvorsitzender der GDL trage Weslsky auch eine gesellschaftliche Verantwortung. „Ich hoffe, dass dieser im Rahmen Ihrer zukünftigen Reden und Äußerungen ausreichend Rechnung getragen wird,“ teilt Tack mit.